Landsberg – Wenn die Landsberger Basketballer am Samstag ab 19.30 Uhr Ingolstadt zum ersten Spieltag der Saison empfangen, fügt sich ein neues Kapitel in die Geschichte der DJK, die in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag feiert. Die Historie ist gekennzeichnet von Aufs und Abs und der wiederkehrenden Erkenntnis, dass Nachwuchsarbeit das Kapital eines jeden Sportvereins ist. Glorreiche, vielleicht berauschende, Höhenflüge fanden oft ihr schleichendes oder auch jähes Ende, als jugendliche Substanz verloren ging. Der seit 2010 ausgelobte Ansatz „DJK Landsberg für Landsberger“ soll Leistungssport und gesunde Basis erfolgreich unter einen Hut bringen.

US-amerikanischen Soldaten hatten das Spiel auf den Korb in der Folgezeit des zweiten Weltkriegs nach Deutschland gebracht. Nach und nach kam die Bevölkerung mit der Sportart in Kontakt und Basketballabteilungen und -vereine begannen zu sprießen. So auch in der Garnisonsstadt Landsberg, wo Franz Xaver Egger am 9. November 1956 mit der Gründung der DJK eine erste wichtige Hürde nahm, um Basketball in seiner Heimat zu Geltung zu verhelfen.

Egger lenkte die Geschicke seines Vereins 16 Jahre lang und führte ihn schnell zu Erfolgen. Schon 1959 errang die männliche Jugend die Bayerische Vizemeisterschaft. Auch im Seniorenbereich führte der Weg bergauf, Landsberg klopfte hörbar an die Tür zur Regionalliga. Doch der Aufstieg blieb den ersten goldenen Jahrgängen verwehrt und mangels frischem Blut aus dem Nachwuchs dünnte die Mannschaft aus. Der erste freiwillige Rückzug Mitte der Sechzigerjahre war die Folge, die ambitionierteren Spieler gingen fortan bei Münchener Vereinen, teils sogar in der Bundesliga, auf Korbjagd.

Als mit Franz Xaver Egger junior eine dieser frühen Größen Mitte der Siebzigerjahre zur DJK zurückkehrt, hat er Verstärkung im Schlepptau. Mit vier gestandenen Bundesligaspielern treten die Landsberger den Marsch in die damals zweithöchste Liga, die Regionalliga, an. 1978 gelingt der Gewinn des Bayernpokals. Doch erneut ist der Aufschwung von kurzer Dauer, sportlich geht es zurück in niedrigere Gefilde. Doch ein gutes hat die schmerzhafte Erfahrung: Die Notwendigkeit strukturierter Nachwuchsarbeit wird erkannt und sukzessive umgesetzt.

In der Saison 1998/99 dümpelt die Herrenmannschaft in der Kreisliga vor sich hin. Doch die nächste gut ausgebildete Generation steht mittlerweile in den Startlöchern und ist bereit, den Landsberger Basketball aus seinem Dornröschenschlaf wachzuküssen. Zwischen 1999 und 2004 gelingen unter der Ägide der Trainer Anja Kolping, des selbst spielenden kroatischen Profis Zeljko Pisac sowie Leopold Dejworek und Dr. Martin Nutz fünf Aufstiege in Folge. Der Aufschwung lockt das Publikum in Scharen ins Sportzentrum, Spieler wir Shuron Washington, Carmie Olowoyo oder Eugene Hostetler versetzen die Fans in Entzücken.

Bis in die Regionalliga I führt der Weg der Heimerer Schulen Basket, wie das Team seit dem Einstieg des gleichnamigen Sponsors heißt. Gleich im ersten Jahr gelingt mit Coach Edo Vrkas die Vizemeisterschaft, selbst der Aufstieg in die Pro B scheint unter Manager Jürgen Fleßner möglich. Doch die Goldgräberstimmung hat auch ihre Schattenseiten: Einheimische Talente geraten ins Hintertreffen und wandern ab. Das Spielerkarussell, von dem ausländische Legionäre ab- und wieder aufspringen, dreht sich immer schneller. Im Jahr 2010 reift der Entschluss, freiwillig den Rückzug in die Regionalliga II anzutreten. „DJK Landsberg für Landsberger“ lautet nun das Motto, das Trainer Roman Gese, der noch heute das Ruder in der Hand hält, sowie eigene Talente und zurückkehrende Leistungsträger mit Leben füllen sollen.

Der große Hype scheint vorerst beendet, der sportliche Konsolidierungskurs aber ist in vollem Gange. Die jüngste Mannschaft der Liga stammt in der kommenden Saison aus Landsberg, zahlreiche Eigengewächse reifen heran oder haben diesen Prozess bereits abgeschlossen. Nach dem Abschied der beiden Vorstände Horst Geiger und Matthias Fiebich, die die Phase des Gesundschrumpfens federführend moderierten, wurden mit Klaus-Peter Brakel und Jürgen Siegwardt zwei neue Köpfe an die Spitze gewählt. Erfolge im Nachwuchsbereich, wie der Bayerische Meistertitel der weiblichen U17 2015 oder die Nominierung Landsberger in Auswahl- und, wie im Fall von U16-Europameisterin Leonie Fiebich, Nationalmannschaften, sprechen für die ungebrochen gute Graswurzelarbeit der DJK.

Überhaupt der Damenbereich: Auch er spielt in Landsberg eine prägnante Rolle. Und wie bei den Männern reihen sich Hochs und Tiefs regelmäßig aneinander. Nach Erfolgen auf bayerischer und süddeutscher Ebene gelingt den Juniorinnen 1971 sportartübergreifend als erster Landsberger Mannschaft überhaupt der Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Zwei Jahre später fahren die Schülerinnen den Vizemeistertitel ein. Aus dem Aufstieg in die Bundesliga 1977 wurde jedoch nichts, heute spielt die DJK Bezirksoberliga. Doch die nächsten goldenen Jahrgänge könnten im 314 Mitglieder starken Verein schon auf dem Sprung sein.

Rasso Schorer

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